Die Stadt Freital plant derzeit die doppelten Straßennamen abzuschaffen.

Guido_BresciusDies war für den Windbergbahn e.V. der Grund, beim Stadtplanungsamt in Freital einen entsprechenden Antrag zur Umbenennung einer Straße in Freital zu stellen, und ihm zum 150. Todestag besonders zu Ehren. Wer war eigentlich Guido Brescius?

Guido Brescius wurde am 25. März 1824 in Bautzen geboren. Sein Vater Karl Gustav Brescius[1] war später tätig als Oberzollrat in Dresden. Brescius war Schüler des Gymnasiums in Bautzen. Nach dem Gymnasium studierte Brescius an der Technischen Lehranstalt Dresden (heute TU Dresden). Einer seiner Lehrer war Professor Andreas Schubert. 1844 begann der junge Ingenieur Brescius als Praktikant bei der Sächsisch-Schlesischen Staatseisenbahn. Aufgrund seines Pflichtbewusstseins und seines Fachwissens auf verschiedenen Gebieten wurde er selbständiger Sektionsingenieur. Er fiel dem geheimen Baurat Theodor Kunz positiv auf und wurde in den Status eines Sektionsingenieurs erhoben. Im Jahr 1847 war Brescius verantwortlich für Planung und Bau des Abschnitts Krippen – Bodenbach der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn Dresden – Bodenbach.

Im Jahr 1853 unterschrieb Brescius einen Vertrag mit der Hänichener Steinkohlenbauverein AG. Nach Gründung der Albertsbahn AG erhielt er den Posten des Oberingenieurs. Er projektierte alle Strecken der Albertsbahn AG und leitete deren Bau.

Guido Brescius war Fachmann auf vielen Gebieten. Er war Vermessungsingenieur, Brückenbauingenieur, Lokkonstrukteur, Sicherungstechniker u.a.m. Brescius entwarf nicht nur die Trassenführung. Er projektierte auch die Brücken. Zusammen mit den Konstrukteuren von Richard Hartmann in Chemnitz entwarf Brescius die ersten Lokomotiven für die Albertsbahn AG. Die auf den Kohlezweigbahnen eingesetzten 5-Tonnen-Kohlehunte basierten ebenso auf Konstruktions-unterlagen von Brescius. Das „Signalwesen“ der Albertsbahn wurde ebenso von Brescius entworfen. Von Brescius entwickelte Signalmittel fanden sogar bis in jüngere Zeit Anwendung in der Binnenschifffahrt.

Während Fachleute die besonderen Leistungen von Guido Brescius lobten, warfen ihm die Aktionäre der Albertsbahn AG Verschwendung beim Bahnbau vor[2]. Diese ständigen Anfeindungen wirkten sich schädigend auf den Gesundheitszustand von Brescius aus. Eine Studienreise nach Holland und England im Jahr bewirkten eine Verschlechterung seines Gesundheitszustands. Die Albertsbahn AG nutzte die Gelegenheit, Guido Brescius zu entlassen. Der geniale Eisenbahningenieur Guido Brescius wurde 1864 geisteskrank in die Heilanstalt Pirna-Sonnenstein eingeliefert. Dort verstarb er aufgrund eines Gehirnschlags am 4. Dezember 1864.

Guido Brescius hat es für die Stadt Freital, für die deutsche Eisenbahngeschichte und für die Windbergbahn verdient, dass eine Straße nach ihm benannt wird.

[1] In diversen Publikationen (z. B. Wikipedia) findet man den falschen Namen Karl Gustav (Guido) Brescius. Karl Gustav war aber der Vater und Guido der Sohn.
[2] Der von den Aktionären der Albertsbahn AG diktierte, kurzsichtige Zwang zur Kostenminimierung beim Bahnbau, rächte sich später durch hohe Kosten bei der Betriebsführung. Durch die zu geringe Anzahl an angeschafften Kohlehunten verschärften sich die Probleme. Die Aktionäre erzielten nicht die erhoffte Dividende und verkauften 1868 ihre private Bahngesellschaft an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K. Sächs. Sts. E. B.).